Kann Kanzleimarketing gute Empfehlungen von zufriedenen Mandanten ersetzen? Sicherlich nicht, aber richtig eingesetzt kann Onlinemarketing Ihnen bei der Mandantengewinnung helfen. Heutzutage suchen Rechtssuchende, auch wenn Sie eine Empfehlung erhalten, im Internet nach weiteren Informationen über die Rechtsanwältin, den Rechtsanwalt oder die Kanzlei. Wer dann online nicht präsent ist, riskiert einen potenziellen Mandanten zu verlieren.
In der lokalen Sache erscheinen
Der erste Schritt ist ein Eintrag bei Google My Business, dem kostenlosen Branchenverzeichnis von Google für „lokale Unternehmen“. Die Betonung liegt auf dem Wort „lokal“, denn die Suchmaschine unterscheidet zwischen den organischen und den lokalen Suchergebnissen. Wird zum Beispiel nach einem Zahnarzt in Berlin gesucht, zeigt Google verständlicherweise Zahnarztpraxen aus Berlin ein (lokale Suche). Wird stattdessen nach Informationen zu einer „Zahnversicherung“ gesucht, werden Ergebnisse aus der sogenannten organischen Suche angezeigt. Hier zählt die Relevanz des Inhaltes auf der Seite.
Damit Sie bei der lokalen Suche angezeigt werden, braucht Google Informationen zu Ihrer Kanzlei. Und genau diese Informationen geben Sie dem Suchmaschinen-Gigant mit einem Eintrag im Branchenverzeichniss Google My Business.
Hinweis: Für den Eintrag bei Google My Business benötigen Sie ein Google-Konto. Nutzen Sie bereits ein Android-Smartphone, dann sind Sie hier im Vorteil. Sie können Ihr Google-Konto für den Play Store dazu nutzen. Alle anderen können sich kostenlos ein Google-Konto anlegen und im Anschluss daran ein Google My Business-Eintrag anlegen.
Das Eintragen in das Branchenverzeichnis dauert nur wenige Minuten, die Überprüfung dauert dagegen bis zu mehreren Wochen. Damit Google Ihre Kanzlei und den Standort verifizieren kann, erhalten Sie innerhalb von zwei Wochen nach dem Eintrag einen Verifizierungs-Code per Post zugeschickt. Erst wenn Sie diesen bei Google My Business eingeben, gilt Ihre Kanzlei als „verifiziert“ und wird bei der lokalen Suchen angezeigt.
Nutzen Sie die Zeit dahin, um Ihren Google My Business-Eintrag zu optimieren. Neben der Adresse können Sie beispielsweise auch die Öffnungszeiten Ihrer Kanzlei, einen Link zu Ihrer eigenen Webseite setzen oder laden Sie Bilder von Ihrer Kanzlei hoch. Das gibt dem Suchenden gleich die Möglichkeit sich einen Eindruck von Ihren Kanzleiräumen oder dem Gebäude zu machen. Laden Sie auch Ihre Mandanten dazu ein Sie auf Google zu bewerten, denn in den lokalen Suchen werden auch Bewertungen von Google-Nutzern angezeigt. Selbstverständlich sollten Sie nur zufriedene Mandanten dazu einladen!
Ein Anwaltsverzeichnis nutzen
Neben dem Eintrag im Google Branchenverzeichnis gibt es noch zahlreiche Anwaltssuchdienste und Anwaltsverzeichnisse, die von Internetnutzern zur Suche nach einem geeigneten Rechtsanwalt genutzt werden können. Die BRAK bietet mit dem „Bundesweites Amtliches Anwaltsverzeichnis„, viele Rechtsanwaltskammern wie die RAKKO und RAK-Oldenburg und Deutsche Anwaltverein eigene Anwaltssuchen an. Das Problem bei diesen Suchen: Sie werden kaum von Rechtssuchenden gefunden.
Die Alternative stellen kommerziellen Anwaltssuchen wie anwalt.de und anwalt24.de dar, die durch Suchmaschinenoptimierung und das Veröffentlichen von Fachbeiträgen die Sichtbarkeit bei Google erhöhen. Nach eigenen Angaben kommen auf anwalt.de mehr als 2 Mio. (Stand 31.01.2018) und auf anwalt24.de mehr als 200.000 (IVW Stand 12/2017) Rechtssuchende pro Monat. Ein Potenzial, das Sie nutzen können.
Anwaltsverzeichnis anwalt.de
Bei anwalt.de werden Sie als Rechtsanwalt nur aufgeführt, wenn Sie kostenpflichtig ein anwalt.de-Profil für 49,95 € / Monat bestellen. Zwar bietet anwalt.de eine 2 monatige kostenlose Testphase an, jedoch reicht die Zeit im Normalfall nicht aus. Damit Ihr anwalt.de-Profil bei Google weit oben gefunden wird, brauchen Sie neben Inhalten auch Zeit. In der Suchmaschinenoptimierung sind 2 Monate eine sehr kurze Zeit. Auf dem Anwaltsportal erhalten Sie ein Profil, das Sie gestalten können. Zusätzlich haben Sie die Möglichkeit durch das Veröffentlichen von sogenannten Rechtstipps Ihre Reputation und Sichtbarkeit im Internet zu steigern. Interessant dürften auch die Rechtsprodukte sein, bei denen es sich um Dienstleistungen zum Festpreis handelt, die Sie als Rechtsanwalt den Rechtssuchenden anbieten können.
Anwaltsverzeichnis anwalt24.de
Der Mitbewerber anwalt24.de arbeitet hier etwas anders. Mit etwa 70.000 verzeichneten Anwälten bietet die Plattform deutlich mehr Suchergebnisse für den Rechtssuchenden an, jedoch sind nicht alle Profile gleich gut ausgestaltet. Das Anwaltsverzeichnis von Wolters Kluwer unterscheidet zwischen Free-, Web-, Top- und Premium-Profilen. Während es sich bei Free nur um einen rudimentären Eintrag – vergleichbar mit einem Telefonbucheintrag – handelt, bietet das Web-Profil deutlich mehr Informationen für Rechtssuchende an. Mit Top- und Premium haben Sie zusätzlich die Möglichkeit Fachbeiträge zu veröffentlichen. Mit 39,90 € / Monat im teuersten Profil-Typ ist anwalt24.de aktuell der günstigere von beiden.
Was beide gemeinsam haben: Sie bieten vor allem für Berufseinsteiger eine schnelle und einfache Möglichkeit im Internet mit einem Profil sichtbar zu sein. Bei beiden Portalen können Sie mit wenig Aufwand ein Profil erstellen und veröffentlichen.
Eine eigene Webseite
Ein Ersatz für eine eigene Webseite stellen die Anwaltsverzeichnisse und Google My Business nicht dar. Die Rechtssuchenden erwarten heutzutage, dass weiterführende Informationen im Internet verfügbar sind. Aus diesem Grund empfehlen wir Ihnen sich Gedanken über eine eigene Kanzleihomepage machen. Es muss dabei nicht gleich die teuerste sein, denn viel wichtiger ist der Inhalt der Seite. Für den Schnellstart bieten sich Webbaukästen wie Jimdo, 1&1, Strato oder web4business an. Sie sind einfach zu bedienen und die Kosten liegen zwischen 5 und 30 € pro Monat. Wie der Name schon andeutet, können Sie bei diesen Diensten Ihre Webseite zusammenbauen. Dazu werden vorgefertigte Elemente angeboten, die Sie mit Inhalten füllen.
Etwas aufwändiger ist dagegen eine Webseite auf WordPress, Drupal oder Typo3. Bei allen dreien handelt es sich Content Management Systeme, die Ihnen ein einfaches Einpflegen von Inhalten ermöglichen. Für alle drei CMS gibt es auch ausreichend Themes, bei denen es sich um fertige Webdesign-Vorlagen handelt. Wenn Sie noch keine Erfahrung mit CMS und Webhosting haben, können Sie eine Agentur mit der Einrichtung beauftragen. Die Preise für eine Webseite liegen hier zwischen 500 und 2.000 € abhängig von der Komplexität.
Google My Business, ein Profil bei den Anwaltsverzeichnissen und eine eigene Webseiten sind Grundvoraussetzung für erfolgreiches Kanzleimarketing. Erst wenn diese Punkte erfüllt sind, sollen Sie über weitere Marketingmaßnahmen wie Google AdWords nachdenken. Warten Sie aber nicht zu lange, denn Ihre Konkurrenz holt auf!